«Petit Paradis»
Als der Engländer William Coxe im Sommer des Jahres 1776 bei Schaffhausen über die Grenze trat, fühlte er sich in eine andere Welt versetzt – lernen auch Sie die Schweiz von damals durch die Brille der Reisenden auf eine neue, gelegentlich heitere Art und Weise kennen.
Johannes Ruff nach Enderle, Hôtel de la Chûte du Rhin à Neuhouse prise de Schaffhouse, zirka 1833–1838, kolorierte Aquatinta.
«Die Sache mit der Sauberkeit»
Reisende unserer Tage stellen immer wieder fest, wie «schrecklich sauber» die Schweiz ist. Für den deutschen Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld, der 1783 eine Schweizerreise unternahm, lag die Ursache dafür auf der Hand: die Sauberkeit war «ein Theil des Nationalcharacters».
Martin Trachsler (Herausgeber), Rigi-Kulm, zirka 1820–1825, Umrissradierung und Aquatinta, koloriert.
«Teuerstes Pflaster Europas»
Bereits um 1800 rieben sich die Reisenden ob der Preise in der Schweiz verwundert die Augen. Kein Wunder also, dass Johann Gottfried Ebel in seinem Reiseführer der Frage, «warum es in diesem Lande theurer ist, als in vielen andern Ländern», ein Kapitel widmete und vor dem «Einfluss des hohen befehlenden Tons auf die Rechnung» warnte.
Johann Jakob Meyer, Vue prise de l'auberge du Corbeau à Zurich, 1810, kolorierte Umrissradierung.
«Der teure Franken und der Tourismus»
Gerade wenn es ums Essen ging, hatten die Reisenden tief ins Portemonnaie zu greifen. Um Kosten sparen zu können, gab ihnen Johann Gottfried Ebel den Tipp mit auf den Weg, die Mahlzeiten nicht aufs Zimmer zu bestellen. Währenddessen wurde in einem geographischen Handbuch, das 1809 in Prag erschien, erklärt, warum die Verpflegungskosten in der Schweiz so hoch seien.
Johann Hürlimann nach Gabriel Mathias Lory, Le Passage de la Wengernalp, aus: Voyage pittoresque de l'Oberland bernois, 1822, kolorierte Aquatinta.
«Der Preis des Kantönligeists»
Zu den hohen Preisen kam ein weiteres Ärgernis dazu: die Verluste aufgrund der zahlreichen Geldwechsel. Diese waren nötig, weil es damals in der Schweiz noch keine einheitliche Währung gab. Das Münzwesen war Sache der Kantone.
Niklaus Sprüngli, Vue de Leijssigen et du Lac de thun dan Le Canton de Berne, um 1775, kolorierte Umrissradierung.
«Grüzi wohl! - Sprachhürden in den Alpen»
So verwirrend wie ihr Geldsystem mochte die Sprache der Schweizer sein. Selbst für deutsche Ohren ist «Schwyzerdütsch» bekanntlich eine eigenartige, unverständliche Sprache – um 1800 war das nicht anders. Dem half Johann Gottfried Ebel ab, indem sein Reiseführer eine «Kurze Sammlung eigenthümlicher Ausdrücke der schweitzerischen Mundart» über 13 Seiten hinweg enthielt.
Johann Heinrich Bleuler, Vue de Gais fameux Bourg dans le Canton Appenzell Rhode exterieure, um 1785, kolorierte Umrissradierung.
«Helge, Kupferstiche»
Wenn wir einen Blick in Ebels Wörtersammlung werfen, können wir feststellen, dass sich in der Schweizer Mundart seither einiges verändert hat und doch auch vieles gleich geblieben ist: Während «Luegen» damals nicht nur ein Verb war, die Augen hiessen ebenso «die Luegen», sind andere Begriffe wiederum noch heute exakt die gleichen: «z'Morgenesse» meint noch immer das Frühstück, und «z'Nachtesse» das Abendessen.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, 2 Teile, Zürich: Orell, Gessner & Comp., 1804–1805 (© ETH-Bibliothek Zürich).
«Wo Milch und Schokolade fliessen»
Nach einem Begriff, mit dem die Schweiz heute untrennbar verbunden ist, sucht man in Ebel’s «Schweitzerische Ausdrücke» vergeblich: Schoggi. Schokolade wurde nämlich erst im späten 19. Jahrhundert zum Exportschlager. Der Schweizer Käse hingegen wurde bereits im 18. Jahrhundert hoch gehandelt.
Gabriel Ludwig Lory, Chute du Giessbach au Bord du Lac de Brientz, aus: Recueil de paysages suisses dessinés d'après nature, 1797/98, kolorierte Umrissradierung.
«Zu Besuch bei Bacchus»
Bekannt war die Schweiz neben schmackhaftem Käse auch für ihren vorzüglichen Wein. So manch einer soll aus seiner Haut gefahren sein, hatte er einmal ein paar Gläser getrunken, wie der deutsche Reiseschriftsteller Christoph Meiners zu berichten wusste.
Johann Georg Volmar, Paysan de Morat, aus: Nouvelle Collection de Costumes Suisses, 1805, kolorierte Umrissradierung.
«Ein Land der Glücklichen»
Die Schweizer Bauer zählten zu den glücklichsten der Welt. Ihr Glück, so lautete die einhellige Meinung, gründe dabei nicht in erster Linie auf der Anhäufung materiellen Reichtums, sondern darauf, von der Obrigkeit weder unterdrückt noch ausgepresst zu werden.
Johann Peter Lamy, Baptême dans le Canton de Berne, um 1825, Umrissradierung und Aquatinta, koloriert.