Die beigefügte Karte zeigt den Streckenverlauf sowie die ungefähren Aufnahmestandpunkte der Ansichten. Sie ist sehr generalisierend und ausserdem um einige Grad im Uhrzeigersinn gedreht, sodass sich Norden etwa oben rechts befindet.
1808 bereiste die französische Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842) auf Anraten ihres Basler Gastgebers Ethinger diese Strecke, wie sie später in ihren Mémoiren schreibt:
"Ich nahm den Weg durch das Bistum Basel, um nach Biel zu gelangen; Herr Ethinger hatte mir diesen Weg empfohlen. Er hatte sehr recht, denn diese Route ist zweifellos die malerischste, abwechslungsreichste und großartigste. Man sieht dort Landschaftsszenen, die an Schönheit alles übertreffen, was man im Landesinneren der Schweiz sehen kann; ich war ständig voller Bewunderung."
Souvenirs de Madame Louise-Elisabeth Vigée-Lebrun, Bd. 3, Paris 1837, S. 232
Die erste Ansicht eröffnet den Blick nach Süden in das Birseck. Hier, am untersten Abschnitt der Birs, verbinden sich Geschichte und Natur. Einerseits fanden in der Gegend zwei berühmte Schlachten der Schweizergeschichte statt, nämlich bei St. Jakob an der Birs 1444 und bei Dornach 1499. Zudem sind auf der Ansicht gleich drei Burgruinen zu erkennen, ausser Münchenstein nämlich Reichenstein oberhalb Arlesheim und rechts die Ruine Pfeffingen.
Philippe-Sirice Bridel lobt die pittoreske Landschaft mit ihren angenehmen Ausblicken. In der Senke, die am linken Bildrand angeschnitten ist, verlief ein im 12. Jahrhundert von der Birs abgezweigter Kanal, der Papiermühlen, eine Drahtzieherei und einen Kupferhammer betrieb. Das dabei gewonnene Land wurde "Neue Welt" genannt und bot um 1800 ein ruhiges Plätzchen mit einem kleinen Wald und einer Holzhütte. Auch heute dienen der hier gelegene "Park im Grünen" und die Merian-Gärten als Naherholungsgebiet.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 2 - 3; Brigitta Strub, "Münchenstein", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.01.2009 [22.12.2023]
In Dornachbrugg befindet sich der Birsübergang, der uns wieder auf die linksufrige Hauptstrasse bringt. Wir sind bereits im Kanton Solothurn. Auf der Ansicht sehen wir die alte Brücke von 1612/13 mit dem zu Anfang des 16. Jahrhunderts errichteten Torturm. Beide wurden 1813 durch Hochwasser zerstört, wobei nur die Brücke wieder aufgebaut wurde.
Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) BL 104 (PDF) [22.12.2023]; Anna C. Fridrich, "Dornachbrugg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.04.2004 [22.12.2023]; Gottlieb Loertscher, Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn, Bd. 3, Basel 1957, S. 288-289 [29.07.2024]
Dort, wo die Birs ihre letzte Klus durchfliesst, liess eine unbekannte Adelsfamilie kurz nach 1286 eine Burg erbauen. Die Lage im Felsdurchbruch verhalf ihr zu ihrem Namen, der “enger Stein” bedeutet. Im Basler Erdbeben 1356 teilweise zerstört wurde sie wiederaufgebaut, brannte aber 1494 und 1517 nieder und war seither unbewohnt gewesen, bis sie ab 1562 wieder bewohnbar gemacht wurde. Zum Entstehungszeitpunkt dieser Ansicht befand sich das Gebäude im Besitz der Familie Noël und Grandvillars. Diese hatten das Innere dem Zeitgeschmack angepasst, wie Desiré Raoul-Rochette 1824 bewundernd feststellte.
(Quellen: de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 4
Wie viele Flüsse diente auch die Birs früher dem Transport von Holz. Auf ihr wurde es aus dem Solothurner und Berner Jura nach Basel geflösst. Dabei band man die Baumstämme zusammen und liess sie als Floss auf dem Wasser treiben. Hindernisse, wie zum Beispiel der Wasserfall bei Grellingen, wurden mittels sogenannter "Flössgassen", wie sie hier rechts zu sehen sind, überwunden.
Albin Fringeli, Der Birs entlang. Von Flössern, Fuhrleuten und fremdem Volk, in: Jurablätter. Monatsschrift für Heimat und Volkskunde, 21. Jg., Heft 2, 1959, S. 35 - 45 [29.07.2024]
Die Quellen des Ibachs befinden sich in der Nähe von Meltingen im Kanton Solothurn. Dieser Ort muss ein lokaler Angler-Hotspot gewesen sein, denn Philippe Sirice Bridel, der Autor der Begleittexte zu den Ansichten dieser Voyage pittoresque, schreibt:
"Dieses Becken mit dem reinsten Wasser hat das beste Vorkommen an Forellen der Gegend: Der einsame Angler wirft hier oft schweigend seine Angel aus und zieht geschickt diesen schönen Fisch, der am trügerischen Haken hängt, heraus [...]".
Die Ansicht stellt übrigens diesen einsamen Fischer dar. Bridel weist auch auf die Schönheit der Strecke hin, die sehr wasserreich ist; kleine Flüsse, Wildbäche und sprudelnde Quellen schmücken die gesamte Reise von Basel nach Biel.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 6
"Vor den Toren von Laufen, einer kleinen Stadt, die diesen Namen nur wegen der nahezu regelmäßigen Einfriedung und der beinahe imposanten Mauer verdient, die sie umgibt, fällt der Birsig in einem reizvollen Fall ab, der hier umso bemerkenswerter ist, als die Kunst hier nicht unbeteiligt geblieben ist. Eine Holzbrücke, die sich leicht von einem Ufer zum anderen schwingt, sieht nämlich aus, als sei sie eigens dorthin geworfen worden, um der Landschaft einen Rahmen zu geben."
Desiré Raoul-Rochette, Lettres sur la Suisse, Paris 1828, S. 51 - 52
An der Mündung der Lützel in die Birs nutzt eine Sägerei die Wasserkraft und den einfachen Transport des Holzes auf dem Fluss. "In der Nähe befindet sich ein Sägewerk, das halb im Wald versteckt ist, ebenso wie das einfache Wohnhaus des Besitzers. Ringsum liegen Stapel von bereits bearbeiteten Brettern und Stämmen, die bald unter den scharfen Zähnen des ständig arbeitenden Eisens zerbrechen werden, und im Schatten erkennt man die Schleuse, die das Wasser liefert, das Rad, das von der Strömung gedreht wird, und die unermüdliche Säge, deren langsames und dumpfes Geräusch sich mit dem Rauschen der Lucelle zu vereinen scheint, um zur Ruhe einzuladen."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 8
An der Einmündung des Bärschwilertales (rechter Bildrand) bestand schon im 17. Jahrhundert eine Eisenschmelze. Am gegenüberliegenden Ufer der Birs nahm 1775/83 (je nach Quelle) eine Glashütte ihre Tätigkeit auf. Sie wurde 1865 aufgegeben, nachdem sie in den 1820er-Jahren angeblich noch 150 Personen beschäftigt hatte!
Robert Glutz von Blotzheim, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 5. Auflage, Zürich 1823, S. 272; Lukas Schenker, "Bärschwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.09.2009 [05.01.2024]; Gottlieb Loertscher, Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn, Bd. 3, S. 147 [29.07.2024]
Rund drei Kilometer flussaufwärts befindet sich ein weiterer alter Industriestandort. Die Getreidemühle Liesberg existiert schon seit mindestens 1602, rund 20 Jahre später kamen noch eine Sägerei und eine Reibe dazu. Reiben dienten dazu, Pflanzenfasern aus Hanf oder Flachs zu gewinnen, die für die Textilherstellung benötigt wurden. Etwas unterhalb der Mühle führte eine 1467 erstmals erwähnte und 1935 eingestürzte Brücke über die Birs.
Diese beiden Konstruktionen, die auf einem Grat über der Birsklus nördlich von Delsberg thronen, sind die einzigen Ruinen der Vorburg. Auf der linken Seite befindet sich eine kleine Kapelle, auf der rechten Seite ein einzelner Turm, der der Wachturm der oberen Burg war. Die Kapelle wurde der Legende zufolge von Papst Leo IX. im Jahr 1049 geweiht. Im Jahr 1356 zerstörte das Erdbeben von Basel die beiden Burgen teilweise. Eine der Burgen blieb jedoch in den folgenden Jahrhunderten bewohnt. Die Burgkapelle entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Der Grund war eine wundertätige Marienstatue, die während der französischen Besatzung 1794-1803 von der lokalen Bevölkerung versteckt gehalten wurde. Die Pilger kamen und kommen nicht nur aus dem Jura, sondern auch aus den angrenzenden katholischen Gebieten wie dem Laufental, Solothurn, der Innerschweiz und dem Elsass.
Rais Jean-Louis, "Les châteaux de Telsberg", in : Revue de l'Association Suisse pour Châteaux et Ruines, 1995, vol. 68, cahiers 5-6 [29.07.2024]; https://www.jura.ch/fr/Autorites/Archeologie-2017/Carte-des-sites/Sites-fouilles-principaux/Delemont-Le-Vorbourg.html [02.06.2023]; Iso Baumer, Die Kapelle unserer lieben Frau von der Vorburg, in: Unsere Kunstdenkmäler, Bd. 23, 1972, S. 91-96 [05.01.2024]
Nach der Klus von Vorburg tut sich überraschend das weite Delsberger Becken auf. Die Stadt Delémont liegt an seinem nördlichen Rand auf einer etwas erhöhten Geländeterrasse. Um 1800 zählte die Stadt etwa 1000 Einwohner und gehörte – wie das ganze Fürstbistum – zu Frankreich. Vor der Französischen Revolution, der sich Delémont 1793 anschloss, bestanden ein Ursulinen- und ein Kapuzinerkloster. 1815 kam die Stadt an den Kanton Bern, 1979 wurde sie Hauptort des neu geschaffenen Kantons Jura. Ein zeitgenössischer Reiseschriftsteller stellt dem Ort ein gutes Zeugnis aus: "Das Städtchen selbst hat ein gefälliges Aussehen, breite, mehrentheils gerade und mit hübschen Häusern gezierte Strassen."
François Kohler, "Delsberg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.06.2020, übersetzt aus dem Französischen [08.01.2024]; François Kohler; François Schifferdecker, "Jura (Kanton)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2019, übersetzt aus dem Französischen [08.01.2024]; Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 176
In Courrendlin verlässt der Reisende die Ebene von Delsberg und betritt die Schluchten des Jura, genauer gesagt die Probstei Moutier (Münstertal). Im Jahr 1802 gab es in Courrendlin eine grosse Eisengießerei. Obwohl laut Bridel die Schmieden in der Nacht mit den Höhlen des Ätna vergleichbar sind, bleibt die schönste Zierde von Courrendlin der Wasserfall der Birs. Er beschreibt ihn wie folgt:
"Dieser Wasserfall ist nicht hoch; aber sein Verdienst liegt nicht in seiner Höhe: aber die Szene, die ihn umgibt, hebt diese ländliche Dekoration unendlich hervor. Es gibt Hügel unterschiedlicher Größe, die von Bäumen mit verschiedenen Blättern bevölkert werden; kleine Rasenstreifen, die in dichten Hainen verstreut sind; steinige Stufen, die sich allmählich erheben [...]. Das Dickicht dieser Haine, die reiche Vegetation dieser Weiden, dieser Zephyr, dessen süßer Atem von der Birs erfrischt wird, [...] diese Stille, die nur durch das Rauschen des Flusses unterbrochen wird, machen aus diesem Ort eine wahrhaft arkadische Landschaft, in der die Augen und das Herz nach Belieben bei den fröhlichsten Bildern verweilen".
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 13
Immer der Birs folgend, wird der Reisende dann in das Vallée de Moutier geführt, das die grosse Jurakette durchschneidet.
"Je weiter man vordringt, desto grösser wird das Erstaunen. Auf der einen Seite ist es die Natur, die mit unerschöpflichem Überfluss all das Reichste, Erhabenste und Unwahrscheinlichste verschwendet, was sie an Felsen, Wassern, Wäldern, Formen, Schatten und Zufällen aller Art besitzt; auf der anderen Seite ist es die unwiderstehliche Unordnung, die durch Erdbeben, Überschwemmungen und den schweren, zerstörerischen Gang der Jahrhunderte hervorgerufen und verstärkt wird, die die ursprüngliche Verteilung all dieser Schätze stört und verwirrt [...]."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 34
Nicht nur zum Mahlen von Getreide, sondern auch in der Metallverarbeitung bediente man sich der Wasserkraft. In der Hammerschmiede von Roches versetzt das Wasser ein kleines Rad in Bewegung, das wiederum über eine Nockenwelle einen Hammer antreibt. So konnte das in der Gegend gewonnene Eisenerz schnell verarbeitet werden und es bedurfte viel weniger Muskelkraft, es in die Form von Platten, Barren oder Messern zu bringen.
Klicke für mehr Informationen auf "Bilddetails öffnen".
"Am Ende der Schlucht breitet sich die Birs mehr oder weniger schnell in den Windungen des Kanals aus, den sie sich selbst gegraben hat: Eine große Anzahl von Blöcken, die sich von den Höhen gelöst haben, erheben sich aus der Mitte des Flussbettes, wie Inseln, die mit Moos bedeckt, mit jungen Tannen bewachsen und eingerahmt sind, die einen weiß in der Gischt des sprudelnden Flusses, die anderen blau im Spiegel des ruhigeren Wassers: nichts fehlt dieser melancholischen und erhabenen Einsamkeit, um sie zum ersten der englischen Gärten zu machen [...]."
Der Vergleich mit einem Englischen Garten kommt nicht von ungefähr, denn 1785 öffnete die Eremitage rund um die Burg Birseck bei Arlesheim ihre Türen. Sie übernahm das englische Prinzip, mit der Parkgestaltung natürliche Landschaftsformen nachzuahmen, im Gegensatz zum französischen Barockgarten, bei dem gerade Linien und Symmetrie vorherrschten.
Philippe-Sirice Bridel, Course de Bale a Bienne par les Vallées du Jura, Basel 1789, S. 84-85; https://ermitage-arlesheim.ch/de/geschichte [25.10.2024]
Philippe-Sirice Bridel erzählt in seinem Begleittext folgende Geschichte: "Zu Beginn des letzten Jahrhunderts rastete hier auf einem alten Baumstamm am Ufer der Birs ein Täufer aus dem Tal von Moutier, mit weißem Bart, Leinengewand und einem Hut ohne Knopf. Er sieht einen Fremden in größter Aufregung kommen (es war ein fahrender Händler) und merkt, dass er Tränen vergießt. Hier ist der kurze Dialog, den sie miteinander führten. – Was hast du, dass du so weinst? – Ich bin ruiniert, die Räuber haben mir alles genommen, ich habe nichts mehr. – Hat man dir auch den lieben Gott genommen? – Nein – Nun, dann sag nicht, dass man mir alles genommen hat. Hier", fügt der Täufer hinzu und drückt ihm seinen Geldbeutel in die Hand, "hier, Bruder, das ist es, was der liebe Gott mir sagt, dass ich dir von ihm geben soll"."
Hanspeter Jecker, "Täufer", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.08.2012 [02.06.2023]; Voyage pittoresque de Bâle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 19
1797 gründeten fünf Männer die Glashütte von Roches auf dem Gemeindegebiet von Rebeuvelier. Neben den üblichen Voraussetzungen für diese Art von Industriebetrieb – nahe Wälder, die den enormen Holzbedarf decken konnten und ein Fliessgewässer – spielte wohl auch die hier vorbeiführende Strasse eine Rolle. Mehr noch als die meisten anderen in dieser Voyage pittoresque dargestellten Orte brachte es die Glashütte von Roches als Bildmotiv zu einiger Berühmtheit und wurde bis zu ihrer Auflösung und Verlegung nach Moutier 1869 mehrmals bildlich dargestellt, auch in französischen und holländischen Publikationen. Diese Ansicht von Peter Birmann macht den Anfang.
Emmanuelle Evéquoz, Ursule Babey et al., Rebeuvelier - La Verrerie, redécouverte d’un passé préindustriel, Porrentruy 2013, (Cahier d’archéologie jurassienne 35) S. 11-26 [29.07.2024]
"Die Felsen (Jurakalkstein), stehen öfters wie himmelhohe, senkrecht nebeneinander gestellte und gewaltsam durchrissene Tafeln und enthalten viele Höhlen."
Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 329
Das Dorf Roches zählte um 1800 noch etwa 250 Einwohner, etwas mehr als heute. Es kam 1815 zum Kanton Bern, wo es bis heute auch blieb.
Christine Gagnebin-Diacon, "Roches (BE)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.05.2012, übersetzt aus dem Französischen [12.01.2024]
"Die vielen Schmieden und Eisenwerkstätten, die über den gesamten Jurarand verteilt sind, verbrauchen viel Kohle. Die Gegend ist jedoch so voller Wälder, dass es an dem Rohstoff für die Herstellung lange nicht fehlen wird. Nachdem man das Dorf Roche hinter sich gelassen hat, hält man mit Vergnügen in der Nähe eines Lokals an, das diese Art von Arbeit für den Beobachter ebenso interessant wie für den Maler romantisch macht. Die Kohlenmeiler rauchen in einer geräumigen Anlage aus bizarr übereinander geworfenen Felsen unter dem Schatten von Bäumen, die die Basis und die Seiten der Meiler schützen, neben der Birs, die von kleinen Dämmen eingezwängt wird. Sie sehen, wie die Arbeiter das Holz, das sie von weit her heranschaffen, aufschichten, in gleich große Scheite schneiden und daraus einen gleichmäßigen Kegel formen, den ein langsames und allmähliches Feuer schließlich zu Kohle verbrennt und mit Erde oder manchmal auch mit angefeuchtetem Moos bedeckt. Sobald das Feuer brennt, müssen sie es Tag und Nacht bewachen, und diese Schüler Vulkans, von Rauch umhüllt wie ihr Meister, sind abwechselnd auf den Beinen, bis der Brennvorgang abgeschlossen ist [...]."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 22
"Eine gut unterhaltene Strasse von Basel nach Biel führt durch das Münsterthal, der Birs entlang, bald am linken, bald am rechten Ufer derselben. Sowohl der Lauf dieses Flusses, seine vielen malerischen Fälle und Brücken, als auch die Bildung der Felsen fesseln die Aufmerksamkeit jedes Freundes der Natur." - "Anmuthig ist der Spaziergang am Wege nach Delémont, zur Brücke von Pennes, die mit ihren Umgebungen sehr malerisch sich darstellt, die Höhle des heiligen Germanus ist zum Theil der Strasse aufgeopfert worden, das Rieseln kleiner Bächlein über moosigte Felsen verdient gesehen zu werden."
Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende durch die Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 329-330
Das auf den ersten Blick unscheinbare Ereignis eines über den Fluss gestürzten Baumstamms verleitet Philippe-Sirice Bridel zu einer ausführlichen Betrachtung über das Wesen dieser Landschaft:
"[...] eine Dekoration, deren Plan und Ausführung nur der Natur zuzuschreiben ist, die allein alle Kosten dafür getragen hat: ... Sie hat einen großen Baum durch die Hand der Zeit umgeworfen, sie hat ihn kühn über die Birs geworfen, sie hat ihn an dem einen und dem anderen Ufer befestigt, indem sie seine Enden in seine Felsspalten steckte, sie hat den Winden und den Wellen befohlen, ihn von seinen überflüssigen Zweigen zu befreien: und hier ist eine neue Art von Brücke, die sogar zwei getrennte Bögen hat [...]. Das Eichhörnchen hüpft darüber, ... der Ziegenbock wagt sich ohne Furcht darüber, ... der Fischer, der diesen einsamen Strand heimsucht, benutzt ihn wie einen Damm, um seine schlüpfrigen Schritte zu festigen, wenn er halbnackt von einem Born zum anderen geht, ... der Fluss, der friedlich darunter fließt, hat Freude daran, in einer ruhigen, azurblauen Decke dieses Werk zu wiederholen, in das sich der Mensch nicht eingemischt hat. Die gesamte Umgebung ist dieser natürlichen Brücke vollkommen ähnlich, und selbst die Unordnung, die sie kennzeichnet, steht in Harmonie mit ihr [...]."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 24
Klicke für mehr Informationen auf "Bilddetails öffnen".
Um die Schluchten von Moutiers zu durchqueren, benötigte man laut Johann Gottfried Ebel um die zwei Stunden – wenn man jedoch um des Reisens Willen unterwegs war, konnte sich die Reisezeit durchaus verdoppeln:
"Ich brauchte mehr als vier Stunden, um die Schlucht von Moûtiers zu durchwandern, und blieb an jedem Felsen und sozusagen bei jedem Schritt stehen, ständig eingeengt zwischen zwei riesigen Kalksteinmauern, am Rand der tosenden Birs und in der Tiefe eines Abgrunds, wo der Weg, uneben und gequält wie die Birs selbst, mit Mut und Fleiß nur auf den Trümmern der Berge und im Bett des Wildbachs erobert worden war."
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 516; Désiré Raoul Rochette, Lettres sur la Suisse, Paris 1828, S. 26-27
"Am Ausgang dieser engen Schlucht sieht man sich plötzlich in einem breiten und fruchtbaren Tal, in dem das schöne Dorf Moûtiers-Grand-Val liegt. Zwischen dieser Ansammlung von rustikalen Behausungen, die alle gleichförmig sind und sich aneinanderdrängen, sticht das Haus des Landvogts allein durch eine einigermaßen ehrgeizige Höhe hervor [...]."
Das Kloster Moutier-Grandval wurde an dieser Stelle um 640 gegründet. Spätestens im 12. bildete sich darum herum der Flecken Moutier. 1531 wurde das Kloster im Zuge der Reformation nach Delsberg verlegt. Moutier blieb jedoch bis 1797 Hauptort der sogenannten Probstei Moutier-Grandval, einer Vogtei des Fürstbistums Basel. Dann kam es zuerst an Frankreich und 1815 zum Kanton Bern. 2026 wird Moutier voraussichtlich nach wiederholten Volksabstimmungen zum Kanton Jura übertreten.
Désiré Raoul Rochette, Lettres sur la Suisse, Paris 1828, S. 27-28; François Wisard, "Moutier (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.06.2017, übersetzt aus dem Französischen [15.01.2024]; https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-90106.html [15.01.2024]
Vor der Korrektion von 1836 verlief die Strasse in der Schlucht von Court auf der linken Seite der Birs.
Ein Reisender mit Tornister transkribiert eine in der Bildmitte dargestellte, in den Fels gehauene Inschrift. Die vom Strassburger Geschichtsprofessor Johann Daniel Schoepflin (1694-1771) auf Lateinisch verfasste Inschrift lautet übersetzt:
"Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein, Fürstbischof von Basel, öffnete diese Strasse, die von alten Felsen gesäumt ist, hindernde Bergmassen wurden gesprengt und die Birs durch Brücken überquert; ein Werk den Römern würdig, im Jahre 1752."
Sie bezieht sich auf den von Fürstbischof Jacob Sigismund von Reinach veranlassten Ausbau der Strasse von Basel nach Biel. In der Gorge de Court wurde diese Strasse vollkommen neu angelegt, früher hatte sie über die Höhen von Saulcy und Bellelay geführt. Damit war die Strecke grösstenteils flach und für Pferdefuhrwerke problemlos benutzbar, ein Werk, das sich vor dem römischen Strassenbau – in den Augen der Zeitgenossen – nicht zu verstecken brauchte. Bei Strassenarbeiten 1938 stürzte die Inschrift in die Birs und es wurde eine Kopie davon angefertigt.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval 1802, S. 29; Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) BE 60 (PDF) [15.01.2024]
"Bald betritt man einen wahrhaft köstlichen Ort, weil anmutige Formen auf bedrohliche Formen folgen und die fröhlichsten Bilder der Pastorale die strengen Bilder der zuvor beschriebenen Orte ersetzen: Die Berge weichen zurück und lassen zwischen ihren Flanken eine kleine Ebene zurück, die hier mit einem blühenden Rasen bedeckt ist, dort mit lichten Büschen bedeckt ist und weiter hinten von verschiedenen Baumgruppen beschattet wird, die ihr wallendes Laub dem Spiel der Zephiren überlassen. Auf der Vorderseite bewacht eine prächtige Tanne wie ein Wachposten diesen reizvollen Ort [...] Die Birs führt ihr friedliches Wasser in den Windungen dieser Umgebung [...]."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 31
"Das ist die Birs, die ihre Rolle als Fluss aufgibt, um die eines Wildbachs zu spielen; das ist ihr Bett, das mit tausend Blöcken übersät ist, zwischen denen sie in verschiedene Bäche zerbricht; sie wirbelt tosend schäumende Gischt auf; sie reißt die Stämme, Äste und Wurzeln der Bäume mit sich, die sie umgeworfen hat; Sie wirft sie wahllos wie Brücken zwischen die verschiedenen Klippen, die aus ihren tosenden Wassern hervorgehen; es ist ein Weg, der wie ein Felsvorsprung in die Felsen gehauen ist, in die er eingebettet ist, und den der Fremde schnell passieren muss, weil er befürchtet, mitsamt dem verfallenen Untergrund, der ihn trägt, verschlungen zu werden. Die Tannen verlassen vorsichtig dieses gefährliche Ufer und ziehen sich aus der Beleidigung der Wellen auf höhere Bänke zurück, wo die Winde oft das tun, was die Fluten nicht tun konnten, indem sie sie in die unteren Abgründe stürzen. Die Mündung dieser letzten Schlucht fesselt den Liebhaber mit einer Fülle von Details der pikantesten Art."
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 31
In Tavannes entspringt die Birs. Früher unter einem moosüberwachsenen Felsen hervorsprudelnd, befindet sich ihre Quellfassung heute in einem Glas- und Betonbau. Kurz nach ihrer Quelle wurde ihre Wasserkraft bereits genutzt: "Ein paar Schritte unterhalb von Pierre-Pertuis befindet sich die Quelle der Birs, und diese Quelle ist bezaubernd wie die Birs selbst. Sie strömt aus einem moosbewachsenen Felsen und treibt, kaum dass sie aus der Urne, in der sie sich befindet, entwichen ist, bereits drei Mühlräder an [...]."
Desiré Raoul-Rochette, Lettres sur la Suisse, Paris 1828, S. 34
Der Col de la Pierre-Pertuis verbindet Sonceboz im Vallon de Saint-Imier mit Tavannes in der Vallée de Tavannes. Er ist ein von den Römern in einen großen Felsen gegrabenes Gewölbe, das von Philippe-Sirice Bridel als "ein Besuchsobjekt für Neugierige, ein Aufsatzthema für Antiquare, ein wertvolles Stück für Maler, die es von allen Richtungen gezeichnet haben" beschrieben wird.
Diese Straße wurde bereits zur Römerzeit befahren und soll aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammen. Sie wurde "Petra Pertusa" genannt, was so viel wie "durchbohrter Stein" bedeutet, und verband zwei Militärstraßen: diejenige von Avenches über Solothurn nach Augst und diejenige von Besançon über Mandeure nach Kembs.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, p. 30; Martin Bossert, "Pierre Pertuis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2010 [29.07.2024]; Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) BE 39 (PDF) [15.01.2024]
Der Fluss auf dieser Ansicht von La Reuchenette ist nicht mehr die Birs, sondern die Schüss, die durch das Vallon de Saint-Imier fließt und in den Bielersee mündet. Früher gab es an diesem Ort, wie auch an vielen anderen Orten im Jura, eine Reihe von Schmieden. Jahrhunderts waren sie bereits fast verlassen, ebenso wie die Thermalbäder, die sich dort befanden.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, Vue de la Reuchenette
Die Schüss bildet den Wasserfall Chesant in Rondchâtel (Berner Jura), den der Reisende von der Straße aus sehen kann. Für diese Ansicht ging der Zeichner Peter Birmann jedoch so nahe wie möglich an den Wasserfall heran.
Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 35
In ihren Mémoiren beschreibt Elisabeth Vigée-Lebrun einen Vorfall auf ihrer Reise von Basel nach Biel, der sich gut in der Taubenlochschlucht ereignet haben könnte.
"Liebe Gräfin, wenn Sie Angst vor Abgründen haben, dann rate ich Ihnen, nicht den Weg durch das Fürstbistum Basel zu gehen; Sie werden dort vielleicht nichts anderes als Angst empfinden; die Abgründe sind so weit das Auge reicht, ohne Brüstungen oder Zäune; man findet sie auf der rechten Seite des Weges; riesige, steil abfallende Felsen säumen die linke Seite. Ich wäre beinahe in diese Abgründe gestürzt. Das Pferd, das meinen Wagen führte, ritt von rechts nach links am Rand des Abgrunds entlang. Der Weg ist schmal. Plötzlich bäumte sich mein Pferd auf, Blut schoss ihm aus den Nüstern und spritzte an die Fensterscheiben meines Wagens, und der Kutscher riss sich los, um das Pferd anzuhalten, das immer noch hochsprang. Ich muss zugeben, dass ich große Angst hatte, aber ich verbarg meine Angst, um die Angst meiner lieben Gefährtin Adelaide nicht noch zu verstärken, und schließlich hatte der Himmel Erbarmen mit uns. Als wir gerade dabei waren, in den Abgrund gerissen zu werden, kam ein Mann (der einzige, dem wir auf dieser Straße begegnet waren) zu uns, öffnete die Tür und ließ uns aussteigen; sofort schloss er sich mit dem Kutscher zusammen, um das Pferd festzuhalten und das Geschirr zu lockern. Der Kragen des armen Tieres war zu eng, und das Blut war ihm in den Kopf gestiegen. [...] Wir setzten unseren Weg fast immer zu Fuß fort, um uns nicht neuen Gefahren auszusetzen, und kamen in Biel an."
Souvenirs de Madame Louise-Elisabeth Vigée-Lebrun, Bd. 3, Paris 1837, S. 232-234
Den eigentlichen Zielort der Voyage pittoresque, Biel, erblicken wir vom Ausgang der Taubenlochschlucht am Fuss des Bözingerbergs. Das alte Zentrum Biels liegt etwas erhöht, während sich die Bebauung während der letzten beiden Jahrhunderte weit in die Ebene ausgedehnt hat. Dahinter sehen wir Nidau mit seinem Schloss.
Michel Grandjean, "Bridel, Philippe-Sirice", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.01.2011, übersetzt aus dem Französischen [18.12.2023]; Voyage pittoresque de Basle à Bienne par les Vallons de Mottiers-Grandval, Basel 1802, S. 1; François Noirjean; Jean-Paul Prongué; Jean-Claude Rebetez; Philippe Froidevaux; André Bandelier, "Basel (Fürstbistum)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.08.2019, übersetzt aus dem Französischen [18.12.2023]; Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) BE 61 (PDF) [18.12.2023]; https://ub-itb.ub.unibas.ch/de/detail/itbdrucker_116043431 [18.12.2023]; J. Christian Haldenwang in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz [22.12.2023]; Yvonne Boerlin-Brodbeck, «Peter Birmann». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2015 (erstmals publiziert 1998); Paola von Wyss-Giacosa, «Franz Hegi». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2017 (erstmals publiziert 1998)