Das Schloss Worb liegt im Kanton Bern an der Hauptstrasse, die durch das Emmental nach Luzern führt. Diese Ansicht wurde in der Nähe des Springbrunnens gezeichnet, der sich direkt hinter dem Schloss befand. Samuel Wyttenbach, der den Text zu den Tafeln dieser Publikation verfasste, berichtet, dass sich die Voralpengipfel des Niesen und des Stockhorns auch im Sommer schneebedeckt zeigen würden - das Klima war damals also wesentlich kühler als heute.
Um 1350 liess der damalige Schlossherr von Worb, Freiherr von Kien, den Biglenbach umleiten, um damit den Schlossgraben zu füllen. Der Kanal, der heute noch existiert, diente fortan auch für den Betrieb von Mühlen und allerlei Gewerbe, das Wasserkraft nutzte. Damit begann die kommerzielle und industrielle Entwicklung von Worb.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 1-2; https://www.myswitzerland.com/fr-ch/decouvrir/chemin-historique-de-worb/ [30.05.2023]
Der Aufnahmestandort dieser Ansicht – etwas nördlich des heutigen Spitals – lässt noch den Rebberg erkennen, der sich an dieser Stelle befand. Ausserdem sind die kleinen Inseln in der Aare zu sehen. Auf einer davon wurde die Ansicht von Thun aus südlicher Richtung aufgenommen.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 5
Im 18. Jahrhundert war die Stadt Thun der Ausgangspunkt für Reisende, welche ins Berner Oberland kamen. Von der Anlegestelle aus verkehrten Postschiffe nach Bern, wofür sie zwei Stunden brauchten. Ebenso gab es zwei Mal in der Woche Postschiffe nach Unterseen, von wo aus man in die Täler von Lauterbrunnen und Grindelwald weiterreiste. Auch über den Brienzersee bis nach Brienz gelangte man per Postschiff, um Meiringen und das Haslital zu besuchen. Wollte man ein eigenes Schiff mit zwei Schiffleuten mieten, um in vier Stunden den Thunersee nach Neuhaus bei Interlaken zu überqueren, kostete dies 1810 zweieinhalb Gulden, was 2023 etwa 450 Schweizer Franken entspricht.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 2; Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 4, Zürich 1810, S. 339
Thun war nicht nur Ausgangspunkt für die Reise in das Berner Oberland, sondern bot auch eigene Sehenswürdigkeiten. So das Schloss Thun mit seinem mächtigen Donjon mit seinen vier Ecktürmchen, der um 1200 unter Berchthold V. von Zähringen erbaut wurde. Nicht weit davon steht auf demselben Hügel die Stadtkirche, deren Turm oben achteckig zuläuft. Der Begleittext erwähnt die schöne Aussicht über den Thunersee und die Berge südlich davon, die man geniessen kann, wenn man auf die Schlossterrasse steigt, zu was auch alle zeitgenössischen Reiseführer raten.
Volker Herrmann, Leta Büchi, Schloss Thun, neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Burg und Schloss, in: Mittelalter. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 19. Jg. 2014/4, S. 123; Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 2
Am Ausfluss der Aare aus dem Thunersee lag das Schloss Schadau, das seit 1348 der Familie von Bubenberg gehörte. Es diente als «Sässhaus» der Herrschaft Strättligen. Das hier zu sehende Gebäude wurde ab 1638 unter dem damaligen Besitzer Franz Ludwig von Erlach erbaut. An seiner Stelle steht heute eine neugotische Villa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts inmitten eines weitläufigen Landschaftsparks.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 5; Anne-Marie Dubler, "Scherzligen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.09.2012 [13.11.2023])
"Der höchste Theil des 13 Stunden langen Simme-Thales gehört zu den malerischsten und merkwürdigsten Gebirgsgegenden, dessen Schönheiten wenig bekannt sind und besucht werden, obgleich die Reisenden von Thun bis hieher auf kleinen Wägen [...] bequem reisen können." Besonders empfehlenswert sind laut Ebel die drei Fälle der Simme, die man in einem Vormittag alle besichtigen könne – sofern man um vier oder fünf Uhr morgens loswandere.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 319
1810 schon lobte Johann Gottfried Ebel den Lauenensee als "prächtigen Standpunkt". Weiter talaufwärts folgen jedoch noch weitere Sehenswürdigkeiten: "Von diesem prächtigen Standpunkte führt ein Weg in 4 St. zu dem Gelten-Gletscher ziemlich mühsam hinauf, und neben den herrlichen Wasserfällen des Tungel- und Gelten-Bachs vorbey. Oben am Fuss des Gletschers ist eine Alpweide von steilen Felswänden umschlossen, über welche eine Menge Bäche herabstürzen, ein Anblick der einzig ist."
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Band 3, Zürich 1810, S. 271-272
Bereits im Mittelalter wurden diese Höhlen von Reisenden besucht. Der Legende zufolge hatte hier im 2. Jahrhundert n. Chr. ein Einsiedler namens Beatus gelebt, der aus Frankreich oder England gekommen war. Nachdem er einen Drachen vertrieben und die Einheimischen zum Christentum bekehrt hatte, machte er die Höhlen zu seiner Wohnstätte und starb angeblich 112 n. Chr. im Alter von 100 Jahren. Sein Grab in den Höhlen wurde dann zum Wallfahrtsziel.
Nach der Reformation versuchte die Berner Regierung mit allen Mitteln, die Wallfahrt zu unterbinden. Gerade aus der Innerschweiz kamen jedoch immer noch Pilger, wobei sie die von den Bernern im Höhleneingang errichtete Mauer stets aufs Neue aufbrachen. Im 18. Jahrhundert liessen sich die Besucher dann mit dem Schiff nach Merligen bringen und stiegen von dort zur Höhle auf, während die Schiffe weiter nach Sundlauenen fuhren, wo sie die Touristen wieder aufnahmen und weiter nach Neuhaus transportierten.
Rainald Fischer, "Beatus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.06.2004 [12.04.2024]; Gottfried Buchmüller, Beatenhöhlen, Beatenverehrung und Beatenkirchlein. Was sie aus alten und neuen Tagen zu erzählen wissen, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 7 (1945), S. 72-89 [12.04.2024]; Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Band 4, Zürich 1810, S. 343-344
Spätestens ab 1133 befand sich hier eine Probstei der Augustinerchorherren. Mindestens seit 1247 lebten auch Nonnen in dem Kloster. Dies führte zu solch grossem Sittenzerfall, dass der Frauenkonvent 1484 aufgelöst wurde. Aus dem Kloster entwickelte sich nach der Reformation das heutige Schloss Interlaken, von der Kirche und den Klostergebäuden stehen nur noch wenige Teile.
Die fruchtbare Ebene lag zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee und trug den Namen "inter Lacus", was so viel "wie zwischen den Seen" bedeutet. Trotz der Lage in den Alpen ermöglicht das milde Klima den Anbau von Obstbäumen. Johann Gottfried Ebel berichtet, dass hier die grössten Nussbäume der Schweiz wachsen würden.
Die gedeckte Aarebrücke rechts im Bild gehört zur Route über den Grimselpass nach Italien und in die Innerschweiz über den Brünig. Das hohe Verkehrsaufkommen brachte grosse Einnahmen aus dem Brückenzoll, der im Zollhaus am linken Ende der Brücke zu entrichten war.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 7; Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 215; Barbara Studer, "Interlaken (Kloster, Amtsbezirk)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2018 [13.11.2023]
Den Reisenden, die auf dem Brienzersee vom Oberhaslital her in Richtung Unterseen und Interlaken fuhren, präsentierte sich etwa eine halbe Stunde vor dem westlichen See-Ende die Ruine der Burg Ringgenberg auf einem Geländesporn am Ufer. Sie wurde um 1231 von den Herren von Brienz-Raron erbaut. 1381 brannten die Untertanen die Burg nieder, sie wurde nie wieder aufgebaut. Von der Berner Obrigkeit wurde 1670-1671 in den Ruinen eine reformierte Kirche errichtet.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 8; Anne-Marie Dubler, "Ringgenberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.08.2013 [13.11.2023]
Der hier abgebildete Weg nach Zweilütschinen und Lauterbrunnen führte über diese aus Holzbrettern gebaute Brücke. Für die Reisenden war die Überquerung eine regelrechte Mutprobe im Gegensatz zu den Bewohnern des Tals, die jeden Tag über die Brücke gingen und sie mit sicheren Schritten überquerten.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 10
Einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Berner Oberland war der Staubbach im Lauterbrunnental. Mit seinen 297 Metern Fallhöhe ist er der höchste frei fallende Wasserfall in der Schweiz: Seinen Namen erhielt er, weil sich das Wasser im Fall in feinste Tröpfchen auflöst und im Sonnenlicht Regenbogen bildet. Dieses Lichtspiel inspirierte bereits Johann Wolfgang Goethe bei seiner Reise ins Lauterbunnental im Jahr 1779 zu seinem berühmten Gedicht Gesang der Geister über den Wassern.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, dessinées et colorées d’après nature, Amsterdam 1785, S. 3; https://lauterbrunnen.swiss/fileadmin/lauterbrunnen/Allgemein/Goethe_Gedicht_1779.pdf [29.9.2023]
"Derselbe Bach bildet etwas höher einen von der Tiefe aus unsichtbaren, wenig besuchten, aber sehr schönen Fall, zu dem man in anderthalb Stunden ohne Gefahr gelangen kann. Man steht in einer nicht sehr tiefen Höle, Staubbachbalm genannt, über diese stürzen zwei Wasserarme wie Vorhänge, und man erblickt unter sich das Thal und zu gewisser Tageszeit einen Regenbogen, gegenüber steigt die Jungfrau in die Wolken empor."
Heinrich Heidegger, Handbuch für Reisende in der Schweiz, 4. Auflage, Zürich 1818, S. 288-289
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Johann Gottfried Ebel weist auf die "ganz eignen Eisgestalten" hin, die die Wasserfälle des Lauterbrunnentals im Winter annehmen. Im Hintergrund erkennt man einige der Wasserfälle der gegenüberliegenden Talseite, darunter den berühmten Staubbachfall.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 293; Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 12
Caspar Wolf war der erste Künstler, der sich auf beschwerlichem Weg hoch auf die Alp Stufenstein (1550 m) oberhalb von Stechelberg begab, um von dort die eindrückliche Sicht auf den damals noch riesigen Breitlouwenengletscher, die Schmadribachfälle und das Breithorn zu zeichnen. Andere, wie Gabriel Matthias Lory Sohn, machten es ihm viel später nach.
Gleich unterhalb des Breithorngletschers hat sich der kleine Oberhoresee auf 2065 m gebildet. Von hier aus bot sich eine überwältigende Sicht auf die Gletscher unterhalb des Gross- und Breithorns. Der kleine See existiert noch heute.
Der Blickpunkt von der gegenüberliegenden Seite des Oberhoresees enthüllt die ganze gewaltige Pracht des Breithorngletschers. Im späten 18. Jahrhundert muss er noch bis fast an das Seeufer gereicht haben, heute wäre es unmöglich, Gletscher und See auf einem Bild festzuhalten. Der Gletscher wurde damals auch begangen: Bergleute auf der Suche nach Bleivorkommen seien über den Gletscher bis ins Lötschental gewandert.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 9
"Damit man sich einen deutlichen Begriff vom untern Gletscher machen könne, geht man zuerst an den Ort, wo die Lütschinen unter den Eislasten desselben hervorfliesst [...]. Hat man den Ausfluss des Gletschers und die fürchterlichen Eisthürme desselben in der Nähe gesehen, so steigt man, um das ganze Eisthal gleichsam auf einmal zu betrachten, dem Mettenberg nach in die Höhe, wo man ziemlich weit hinauf ohne Gefahr, aber nicht ohne Beschwerlichkeiten kommen kann."
Jakob Samuel Wyttenbach, Kurze Anleitung für diejenigen, welche eine Reise durch einen Theil der merkwürdigsten Alpgegenden des Lauterbrunnenthals, Grindelwald, und über Meyringen auf Bern zurück, machen wollen, Bern 1777, S. 13; https://doi.org/10.3931/e-rara-32756 [03.11.2023]
Zwischen dem Mättenberg links und dem Eiger rechts stiess der untere Grindelwaldgletscher im 18. und 19. Jahrhundert bis ins Tal von Grindelwald vor. Es scheint aber, dass er nicht immer so weit hinunter gereicht hat. Jakob Samuel Wyttenbach schreibt nämlich, dass sein Tal mit der Gletscherschlucht früher offen gewesen sei und als Pass ins Wallis benutzt wurde. Davon künde noch die Glocke der Petronillakapelle, die einst am Eingang zur Gletscherschlucht gestanden habe. Heute läutet sie im Kirchturm in Grindelwald.
Jakob Samuel Wyttenbach, Kurze Anleitung für diejenigen, welche eine Reise durch einen Theil der merkwürdigsten Alpgegenden des Lauterbrunnenthals, Grindelwald, und über Meyringen auf Bern zurück, machen wollen, Bern 1777, S. 13
Wie der zweite Teil eines Panoramas schliesst sich die Ansicht des oberen Grindelwaldgletschers an die vorhergehende an. Als Dreh- und Angelpunkt dient dabei die Kirche.
Die Bachalp liegt am Weg von Grindelwald über die Scheidegg nach Meiringen, der in allen Reiseführern empfohlen wird. Die 7-Stündige Wanderung war ohne Gefahr zu Fuss und zu Pferd machbar. Hauptmotiv der Komposition ist einer der Wasserfälle des Milibachs.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 176
Am Weg von Grindelwald über die Grosse Scheidegg ins Haslital liegt die Alp Rosenlaui, wo zu Caspar Wolfs Zeiten bereits ein Bad mit schwefelhaltigem Quellwasser bestand. Die Kurgäste wurden in einer einfachen Gastwirtschaft untergebracht, die 1862 als Hotel neu erbaut und 1904 erweitert wurde. Unweit davon konnte man den bis ins Tal hinabreichenden Rosenlauigletscher bewundern. Dieser wurde damals vom Gletscherhubel in zwei Zungen geteilt. Hier sehen wir die östliche davon, der Gletscherhubel ist am rechten Bildrand angeschnitten.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 176; https://ourheritage.ch/poi/hotel-rosenlaui [08.12.2023]; Seite „Rosenlauigletscher“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. November 2022, 14:04 UTC. [08.12.2023]
Der Restiturm bei Meiringen ist der Überrest einer mittelalterlichen Burganlage, die der Ritter Peter von Resti um 1250 erbauen liess. Um 1400 wurde der Turm mit einem hölzernen Wehrgang und Erkern versehen, die auf dieser Darstellung schon nicht mehr zu sehen sind. Dies stand im Zusammenhang mit dem Ausbau der Passstrasse über den Grimsel- und Griespass.
Im Hintergrund öffnet sich der Blick ins Reichenbachtal mit dem imposanten Reichenbachfall und dem Rosenlauigletscher mit Well- und Wetterhorn.
Daniel Gutscher, "Restiturm", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.12.2011 [01.12.2023]
Auch wenn nicht sicher ist, wo sich die auf der Ansicht dargestellte Brücke befindet, sehen wir hier doch einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Links führt das Gadmental zum Sustenpass, rechts geht es der Aare entlang zum Grimsel.
Diese Ansicht ist nur ungenau zu lokalisieren. Sicher ist, dass sie einen Abschnitt der Sustenpass-Strasse im Gadmertal zeigt. Ob der dargestellte Steg jedoch über das Gadmerwasser oder das bei Mühletal mündende Gantelwasser führt, ist ungewiss. Oder ist mit der "Tritt" das Triftwasser gemeint? Auf jeden Fall legt die Benennung der Ansicht Zeugnis ab über die sich ständig verändernden Flur- und Gewässerbezeichnungen.
Die Schwarzbrunnenbrigg erlaubte die Überquerung der Aare auf einem etwa zwei oder drei Meter breiten Saumweg. Sie wurde 1893 durch die heute noch erhaltene Brücke ersetzt. Die kurz darauf erstellte Fahrstrasse über den Grimsel umgeht sie jedoch.
Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS), BE 17 (PDF) [14.11.2023]; Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS), BE 17.1.13 (PDF) [14.11.2023]
Diese Ansicht wurde von Caspar Wolf auf einer Reise auf den Grimselpass gezeichnet. Der Weg zu diesem Aussichtspunkt war nicht ganz ungefährlich, da er durch Abgründe führte und man von Fels zu Fels klettern musste. Wir machen uns oft keine Gedanken darüber, welche Mühen und Gefahren Künstler auf sich nahmen, um spektakuläre Ansichten zu zeichnen. Der Text zu dieser Ansicht rät beim Handegg-Wasserfall unerfahrenen Reisenden strikt davon ab, sich an diesen Ort zu begeben und berichtet sogar, dass der Künstler mehrere Versuche machen musste, um dahin zu gelangen.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 12
Der Grimselpass verbindet das Berner Oberland mit dem Wallis und den oberitalienischen Tälern. «Das Spithal liegt in einer schauerlichen furchtbaren Felsengegend. Der Spithalmeister, ein Einwohner von Hasli, […] hat die Erlaubnis, in der Schweitz eine Kollekte zu sammeln; dafür muss er die armen Wandrer beköstigen und herbergen.» Weiter erfahren wir, dass das Hospiz von März bis November besetzt war, 7 ordentliche Betten aufwies und bisweilen 96 Personen beherbergte. Wöchentlich gingen bis zu 300 Packpferde über die Passhöhe.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 165
Wenn im Sommer das Gletschereis rund um die darauf liegenden Felsbrocken schmilzt und dabei das Eis direkt unter dem Stein stehen bleibt, entstehen sogenannte Gletschertische. «Auf manchen Gletschern, z. B. auf den Aar-Gletschern, hat man hohe, regelmässige Eispyramiden über die übrige ebne Oberfläche des Gletschers emporragen, und auf ihrer Spitze einen breiten Felsblock tragen gesehn.»
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 118-119
«Ich rathe jedem, auf den Lauteraar-Gletscher zu steigen, der Interesse für die Natur in den höchsten Gebirgen hat; in dem Spital [Grimselhospiz] findet man Wegweiser, und sichre Führer. Man kann da ganz in der Nähe das Finsteraar-Horn betrachten, was, nach dem Montblanc, der höchste Berg in dieser ganzen Alpenkette und in Europa ist.»
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 2, Zürich 1810, S. 77
Der Name dieser Aussicht geht auf eine Legende zurück, der zufolge diese Höhle einst von einem Drachen bewohnt wurde, der das Tal verwüstete. Die Kreatur soll sich in dem grossen Loch im Gewölbe aufgehalten haben. Die Bewohner rühmten Arnold Winkelried dafür, dass er gegen das Ungeheuer gekämpft und seine Heimat befreit haben soll. Dieser Aussichtspunkt ist interessant, da er vom Inneren der Höhle aus aufgenommen wurde, aber dennoch das kleine Dorf Stans sowie einen Teil des Vierwaldstättersees zeigt.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 6
Das ehemalige Freiheitsdenkmal des Abbé Guillaume-Thomas Raynal von 1783 auf der Altstadinsel bei Meggen krönt der in Bronze ausgeführte durchschossene Apfel von Wilhelm Tell. Auf der Stirnseite in ovalem Relief ist der Gesslerhut dargestellt. Das Denkmal gehörte zu den Sehenswürdigkeiten der Urschweiz – auch Johann Wolfgang Goethe wollte es auf seiner Schweizerreise 1797 besuchen, kam jedoch zu spät: Ein Blitzschlag hatte es 1796 zerstört. Teile des Denkmals wurden später an verschiedenen Standorten in Luzern wiederverwendet.
Willy Raeber, Um ein untergegangenes Denkmal, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 1946, 8, S.241-242, [03.11.2023]
Die Küssnachter Tellskapelle ist eigentlich den 14 Nothelfern geweiht. Das heutige Gebäude wurde 1638 errichtet, es soll jedoch schon davor eine Kapelle an dieser Stelle gestanden haben, wo Wilhelm Tell den Landvogt Gessler erschossen haben soll. 1760 erhielt die Kapelle ein Altarbild von Caspar Wolf, der auch die meisten der Ansichten der vorliegenden Folge gemalt hat. 1905 wurde durch das Anbringen von Wandgemälden von Hans Bachmann am Äussern und im Innern der Kapelle die Verbindung mit der Tells-Sage weiter gefestigt.
Franz Wyrsch, "Hohle Gasse", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.11.2006 [27.11.2023]; Désiré Raoul-Rochette, Lettres sur quelques cantons de la Suisse, écrites en 1819, Paris 1820, S. 320
Die Insel Schwanau mit der gleichnamigen Burg wurde im 17. und 18. Jahrhundert von Eremiten bewohnt, also Leuten, die ihr Leben in Einsamkeit und religiöser Andacht führen.
An der Burg hing die Sage, dass sie während der Befreiung der Innerschweiz von der Habsburgischen Verwaltung durch die Landbevölkerung um 1300 geschleift worden sein soll. Wir wissen, dass die Burg nur etwa ein Jahrhundert bestanden hat. Sie wurde im späten 12. Jahrhundert von einer unbekannten Adelsfamilie erbaut und bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zerstört.
1806 löste der Goldauer Bergsturz einen Tsunami auf dem Lauerzersee aus, welcher die Insel überflutete und die Kirche mit der Eremitenklause zerstörte.
Erwin Horat, "Schwanau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2011 [04.12.2023]
Die Rütliwiese liegt am Fuss des Seelisbergs am Urnersee. Mindestens seit der Erwähnung im "Weissen Buch von Sarnen" um 1470 galt sie als der Ort, an dem die Eidgenossenschaft gegründet worden sei. 1307 hätten hier demnach je ein Vertreter von Uri, Schwyz und Unterwalden geschworen, sich gemeinsam gegen die Tyrannei der Habsburger zu wehren.
1758 wurde dann eine Urkunde aus dem Archiv in Schwyz publiziert, die ein Abkommen der drei Waldstätte Anfang August 1291 festhielt, ohne jedoch einen Ort zu nennen. Dieses Datum hat sich letztendlich auch für den Bundesfeiertag durchgesetzt.
In der Ansicht sehen wir das Rütli noch ohne jegliche touristischen Einrichtungen, es ist bloss eine Kuhweide mit einem Brunnen und einer Viehtränke.
Jakob Samuel Wyttenbach, Vues remarquables des montagnes de la Suisse, Amsterdam 1785, S. 11; https://www.swissinfo.ch/ger/nationalfeiertag_warum-wird-die-gruendung-der-schweiz-ausgerechnet-am-1--august-gefeiert--/44284518 [31.10.2023]; Hans Stadler, "Rütli", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.01.2012 [10.11.2023]
Die Tellskapelle befindet sich zwischen Sisikon und Flüelen am Vierwaldstättersee und wurde in den Jahren 1879-80 erbaut. Eine erste Kapelle soll hier bereits 1388 errichtet worden sein, in Erinnerung an den Sprung von Wilhelm Tell aus dem Boot von Gessler (dem lokalen Verwalter der Habsburger, der ihm die Apfelprobe auferlegte). Im Inneren der Kapelle befinden sich vier Fresken, die von den Gründungsmythen der Schweiz erzählen, die mit der Gestalt Tells verbunden sind. Es handelt sich um den Rütlischwur, das Armbrustschiessen, Tells Sprung und Gesslers Tod im Hohlweg, die alle vom Basler Künstler Ernst Stückelberg gemalt wurden.
Hans Muheim, "Tellskapelle", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.08.2012 [13.10.2023]
Die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht unterhalb von Andermatt ist eng mit einer Legende verbunden: Sie sei Anfang des 18. Jahrhunderts mit Hilfe des Teufels erbaut worden, welcher durch die Urner Bevölkerung mit einer List übertölpelt worden war. Die Brücke ermöglichte es den Urnern, sich im engen und felsigen Tal einen Weg über die wilde Reuss zu bahnen und den Gotthard-Saumpfad auszubauen. Die Landschaft in der Umgebung der Brücke wurde von Reisenden stets als "erschreckend erhaben" beschrieben und erfüllte sie mit Schaudern.
Wo die Strassen von Gotthard- und Furkapass zusammentreffen, gründete das Kloster Disentis im 9./10. Jahrhundert ein Hospiz, aus dem sich die Siedlung Hospental entwickelte. Im 13. Jahrhundert errichtete die Familie von Hospental den das Dorf beherrschende Turm, um von dort aus den Passverkehr zu kontrollieren. Vom Haslital aus war Hospental in einem Tagesmarsch über die Pässe Grimsel und Furka erreichbar.
Hans Stadler, "Hospental", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.02.2023 [24.11.2023]; Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 201-202
Bereits bevor die Schöllenenschlucht um 1200 passierbar gemacht wurde, bestand auf der Passhöhe eine dem heiligen Gotthard geweihte Kapelle. Dazu entwickelte sich mit dem zunehmenden Passverkehr ein Hospiz, das 1774 oder 1775 von einer Lawine zerstört wurde. Schliesslich wurde 1777 ein geräumigeres Hospital mit einem aufsehenerregenden achteckigen Pferdestall erbaut, in dem 47 Tiere gleichzeitig untergebracht werden konnten.
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 127-128; Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS), TI 6.1.7 (PDF) [08.12.2023]; HLS DHS DSS, "Gotthardpass", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.08.2016, übersetzt aus dem Italienischen [08.12.2023]
Vues remarquables des Montagnes de la Suisse : dessinés et colorés d'après nature, avec leur Description / [Préface de Monsieur le Baron de Haller ; texte de J. S. Wyttenbach ; déssiné par Caspar Wolf, Johann Wolfgang Kleemann, Friedrich Rosenberg ... et al. ; gravé par Charles Melchior Descourtis, Jean-François Janinet, Pierre Michel Alix ... et al.], Amsterdam: J. Yntema, 1785; [s.l.] : [R. S. Henzi], [ca. 1780-1794]; Mehr zu den Alpenreisen von Caspar Wolf findet sich auch hier: https://diezukunftkuratieren.ch/konzept/ [22.4.2024]
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