Der Name der Stadt Thun leitet sich vom keltischen Namen "Dunum" ab, der "befestigter Hügel" oder "Burg" bedeutet. Thun konkurrierte mit seinen pittoresken Aspekten mit den meisten anderen grossen Schweizer Städten und zog viele Reisende an. Das Schloss Thun, das wir in der Mitte dieser Ansicht sehen, wurde im 12. Jahrhundert von den Zähringern erworben. Sie hatten jedoch nicht die Absicht, dort zu wohnen, da sie bereits eine Residenz in Burgdorf besassen, sondern wollten mit dem Erwerb des Schlosses vor allem ihre Macht über die Region und die Handelswege markieren.
«Thun liegt nahe am Ausflüsse des Thunersees an beyden Ufern der Aar. Die Stadt ist etwas klein, aber dagegen angenehm, und mitunter mit artigen Gebäuden geziert. An Gasthöfen, Wirthshäusern, Wein- und Bierschenken ist kein Mangel; die vorzüglichsten erstem sind der Frey -Hof und das Weisse Kreuz; (dies letztere ganz besonders empfehlbar.) Beyde sehr wohl zur Aufnahme der Fremden eingerichtet, und gewöhnlich mit guten Gastwirthen versehen, die auch für die nöthigen Schiffe sorgen. [...] Mit drey Schiffleuten fährt main bey gutem Wind in drey Stunden nach dem Neuhaus [bei Unterseen], ich habe diese Fahrt auch in 1 ½ Stunden gemacht; bey widrigem Winde hingegen braucht man bis fünf Stunden. Post- oder Ordinaire-Schiffe gehen fast alle Tage; erstere Montags und Freytags, letztere Montags, Mittwochs und Samstags Nachmittags.»
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 11-15; https://schlossthun.ch/ueber-uns/geschichte/ [19.05.2023]; Franz Niklaus König, Reise in die Alpen, Bern 1814, S. 1-2
Scherzligen war auch wegen seiner Lage an der Aare und seiner Spazierwege ein beliebter Ort. Auf dieser Ansicht erkennen wir den Glockenturm einer Kirche, die ein alter Wallfahrtsort ist. Die erste Erwähnung dieser Kirche in einem offiziellen Dokument stammt aus dem Jahr 762, aber es ist wahrscheinlich, dass es an diesem Ort bereits um das Jahr 500 eine Kirche gab. Die Kirche Scherzligen ist auch für ihren Freskenzyklus aus dem 13. bis 16. Jahrhundert bekannt, der noch heute sichtbar ist.
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 11-15; https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/spiritueller-reisefuehrer-kraftort-und-kulturschatz-das-kirchlein-scherzligen-bei-thun [19.05.2023]; https://www.myswitzerland.com/de-ch/erlebnisse/kirche-scherzligen/ [19.05.2023]
«Da die Schiffe im Sommer, wegen dem hohen Wassersland, nicht bis nach Thun fahren, so schifft man sich entweder links der Aar bey Hofstetten, oder rechts bey Scherzligen ein, beydes eine kleine Viertelstunde von Thun entfernt. Die Schweiz enthält wenige Ansichten, die in Rücksicht auf Anmuth diese beyden übertreffen, vielleicht gar keine. Hofstetten ist der Landsitz des Herrn Schultheiß von Mülinen, welcher das dazu gehörende Bächi-Hölzlein auf das geschmackvollste zu einem englischen Garten umgebildet hat. Gegenüber liegt die Schadau, der Familie May von Bern gehörend, am Ausflusse der Aar.»
Der Begleittext rät Reisenden, die durch Schadau kommen, im Schlosspark anzuhalten. Das ursprünglich 1348 erbaute Schloss am Ufer des Thunersees war zunächst ein grosses Haus und wurde 1638 zu einem Herrenhaus umgebaut. Ab 1838 wurde der Schlosspark im englischen Stil umgestaltet, und 1852 wurde das Schloss so gebaut, wie wir es heute kennen. Dieser Stich zeigt das Schloss also noch als Herrenhaus, ohne seine Türmchen im neugotischen Stil.
Franz Niklaus König, Reise in die Alpen, Bern 1814, S. 3-4;Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 19-22; https://www.schloss-schadau.ch/en/schadau-castle/history [19.05.2023]
«Ein anderer schöner Standpunkt ist der vom Galgenhübeli, jetzt Abendhügel genannt, seit der widrige Galgen fortgeschafft worden ist. Die Aussicht von da, ist bey Sonnen-Untergang wirklich prachtvoll, die Gebirge gegen Abend, Niesen und Stockhorn, hüllen sich in einen Duft von Gold und Rosen, der unnachahmlich ist. Auch da übersieht man genau das Oertliche der Gegend, mit dem ganzen Wald von Fruchtbäumen.»
Franz Niklaus König, Reise in die Alpen, Bern 1814, S. 13
Unterseen befindet sich im Herzen des Berner Oberlandes und liegt zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee. Von Touristen oft zugunsten von Interlaken vergessen, wurde Unterseen weniger besucht, da es keinen Zugang per Schiff oder Zug gab. Im Jahr 1471 zerstörte ein Brand die Stadt vollständig und die Stadt wurde in ihrer heutigen Form wieder aufgebaut; mit dem Rathaus im Zentrum. Früher war dieses Gebäude das Zentrum des öffentlichen Lebens und ein Ort, an dem Waren gehandelt wurden, und es war auch möglich, dort zu übernachten.
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 26-28; https://www.myswitzerland.com/fr-ch/destinations/unterseen/ [19.05.2023]
Dieser Blick auf den Abfluss der Aare vom Brienzersee aus hat eine Reihe von Künstlern inspiriert, die mehrere Bilder davon gemalt haben. Im Hintergrund links sehen wir die Brienzer Berge (Brienzergrat), während die Zollbrücke über die Aare im Vordergrund erscheint.
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 33-35
Bevor 1888 an ihrer Stelle ein Gasthof erbaut wurde, stand unter dem Burghügel von Ringgenberg eine stattliche Mühle. Sie ist seit 1626 schriftlich nachgewiesen, dürfte aber wesentlich älter sein. Das Getreide wurde dabei grösstenteils von Münsingen und Thun her eingeführt. Über den Thunersee bis Neuhaus erfolgte der Transport auf Ruderbooten, von dort bis zur Sust (Umladestation) in Unterseen per Karren und dann wiederum auf dem Brienzersee per Schiff bis Ringgenberg. 1904/5 bauten die Besitzer den Gasthof in das heutige Hotel Seeburg um.
P. Grossmann, Von der alten und neuen Mühle zu Ringgenberg, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Bd. 5 (1943), S. 22-41
"Diese Ansicht scheint uns eine der angenehmsten und gelungensten dieser Sammlung zu sein; sie stellt uns mit der größten Treue die schönen, aber herben Landschaften der Alpen dar und ist so weit von jedem gekünstelten Ornament in der Anordnung, der Beleuchtung oder der Farbgebung entfernt, dass man die Liebe unseres Künstlers zu den einfachen Schönheiten der Natur nicht verkennen kann."
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 39
Tracht diente als Hafen von Brienz. Die Touristen begutachteten hier die ländliche Bauweise mit ihren geschnitzten Holzhäusern, hörten den Sängerinnen zu, wenn diese (gegen Bezahlung) Kuhreihen zum Besten gaben und bewunderten die Handwerkskunst eines bestimmten Christian Fischer (1789-1848), der später die berühmte Brienzer Holzschnitzer-Schule ins Leben rufen würde.
Voyage Pittoresque Aux Lacs De Thoune, Brienz, Lungern Et Sarnen, Zürich 1827, S. 40-44; Anne-Marie Dubler, Brienz (BE), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.01.2006 [06.05.2024]; https://www.lebendige-traditionen.ch/tradition/de/home/traditionen/brienzer-holzschnitzerei.html [06.05.2024]
"Lungern, das grösste Dorf des Kantons Unterwalden, bot mir nichts Bemerkenswertes ausser seiner Lage an einem See, der, obschon einer der kleinsten der Schweiz, sicherlich einer der romantischsten ist. [...] Die Berge am gegenüberliegenden Ufer, dem man auf dem Weg nach Sarnen folgt, sind weniger hoch und bieten auch weniger Abwechslung in ihrem Aussehen. Aber die herrlichen Tannenwälder und die verschiedenen Bäume, die sie beschatten, entfalten ebenfalls einen ungewöhnlichen Reichtum an Vegetation, und das Grün zeigt auf der grössten Bandbreite alle Schattierungen, die es annehmen kann."
Désiré Raoul Rochette, Lettres sur quelques cantons de la Suisse, écrites en 1819, Paris 1820, S. 230-231
Kaiserstuhl, das zur Gemeinde Lungern gehört, liegt am Nordende des Lungerersees. Im späten 18. Jahrhundert plante die Gemeinde, diesen See tiefer zu legen und dadurch Land zu gewinnen. Der erste Anlauf brachte aber wenig Erfolg: "Im Jahre 1791 wurde die Arbeit des Kanals durch die Kalkfelsen bey Kaiserstuhl begonnen. Der Durchschnitt bis zum Seebecken beträgt 212 Klafter [entspricht etwa 380 Metern]; der Eingang in die Mine ist 2 Klafter [etwa 47 Meter] unter der Seefläche, und der Kanal selbst 6 F. [rund 1.8 Meter] hoch und 4 1/2 F. [1.4 Meter] breit. Die Arbeit wurde aber planlos angefangen, die gehörige Richtung verfehlt, und als man zu Ende des Jahres 1797 nur noch 31 Klafter [56 Meter] vom See entfernt war, wusste sich keiner der Unternehmer zu helfen." Das Unterfangen sollte erst 1836 gelingen. 1919 wurde der See jedoch für die Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung wieder aufgestaut.
Josef Halter, Lungern, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.07.2008 [13.05.2024]; Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 3, Zürich 1810, S. 395-396
"Der landschaftliche Karakter von dem Haupt-Thale Obwaldens, von Alpnach und besonders von Sarnen an bis an den Brünig, ist ganz eigenthümlich. Keine nackten Felswände und Hörner, keine Schnee- und Eislasten, keine Verwüstungen und Steintrümmer, sondern rundere und sanftere Umrisse, ein ununterbrochenes Wiesengrün, wallet aus dem Thal über alle Berge hinauf; prächtige Wälder verbergen alle eckigte Linien, und überall sind Häuser zerstreut. In diesem Alpen-Thal herrscht ein romantischer Reitz und eine Stille und Ruhe, die zur sanften Melankolie und Schwärmerey stimmen."
Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Bd. 4, Zürich 1810, S. 161
Voyage pittoresque aux lacs de Thoune, Brienz, Lungern et Sarnen 1827, S. 3-4; Rebecca Gericke-Budliger: «Johann Jakob Wetzel». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2019 (erstmals publiziert 1998). [23.02.2024]; Paola von Wyss-Giacosa: «Franz Hegi». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2017 (erstmals publiziert 1998). [03.05.2024]; Conrad Caspar Rordorf in SIKART [13.05.2024]