Stationen einer Reise von Luzern nach Como

1863 gab es eine Dampfschiffverbindung zwischen Luzern und Flüelen, die 4–5-mal täglich verkehrte. Das erste Schiff fuhr in den frühen Morgenstunden um 5.15 Uhr ab, danach folgten zwei Schiffe um 8.15 Uhr und 10.15 Uhr. Am Nachmittag gab es zwei Fahrten, eine um 14:30 Uhr und die letzte Fahrt des Tages um 16:15 Uhr. Die Fahrt dauerte 2 Stunden und 45 Minuten, diese Zeit ist auch heute noch gleich. 

Das Gepäck wurde hingegen an Bord besteuert und gewogen, was zusätzliche Kosten neben der Fahrkarte bedeutete. Der Preis in der ersten Klasse bis Flüelen betrug Fr. 4.60 (umgerechnet heute rund CHF 69), für die Zweite Fr. 2.30 (umgerechnet heute rund CHF 34.50), dennoch empfahl Karl Baedeker, in der zweiten Klasse zu reisen, da die Aussicht dort besser sei. Die Mittagessen waren jedoch nach Meinung des Autors nicht die besten!

Überraschenderweise empfahl Baedeker Luzern nicht für einen längeren Aufenthalt, da die Stadt seiner Meinung nach trotz der bezaubernden Lage nur wenig Attraktivität böte. Heute gehört Luzern zu den für den Tourismus attraktivsten Schweizer Städte.

"Gemäss der 1838 gedruckten Ankündigung wird das Dampfschiff „La Ville de Lucerne“ im Sommer (vom 1. Juni bis 30. September) achtmal wöchentlich von Luzern nach Flüelen und zurück verkehren, im Frühling und Herbst fünfmal wöchentlich. Er wird in Altstadt, Weggis, Vitznau, Bechenried, Gersau, Brunnen, Flüelen, Stanzstadt und Alpnach halten. Der Fahrpreis nach Flüelen beträgt 3f. 20 Schweizer Franken, je nach den Zwischenstationen entsprechend weniger. Die Fahrt wird etwa drei Stunden dauern."

Viele Reisende nutzten diese Station, um zu Fuss auf die Rigi zu gelangen. Von Luzern aus dauerte es 4,5 Stunden, um den Gipfel der Rigi zu erreichen: 45 Minuten mit dem Dampfschiff bis Weggis und dann 3,5 Stunden bis zur Rigi. Karl Baedeker empfiehlt, mindestens eine Stunde vor Sonnenuntergang auf dem Gipfel zu sein, um das Spektakel zu geniessen.

Reisende, die ihre Reise über die Rigi hinaus zum St. Gotthard fortsetzen wollten, schickten ihr Gepäck vorab an das Hauptbüro in Altdorf, damit sie bei der Besteigung der Rigi nicht auch noch schwere Lasten tragen mussten.

"Beckenried oder Beggenried (Wirtshäuser Sonne, Mond), am See, einst der Versammlungsort der vier Waldcantone bei gemeinschaftlichen Berathungen, ist der Landeplatz der Dampfschiffe für Reisende, welche nach Buochs, 1 Stunde von Beckenried, und Stans [...], 2 Stunden von Beckenried, wollen." Von einer Anlegestelle für Dampfschiffe ist auf dieser Ansicht aus dem Jahr 1817 noch nichts zu sehen. Das liegt daran, dass die Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee erst 20 Jahre später, 1837, einsetzte.

Vor dem Beginn der Dampfschifffahrt waren die Reisenden auf Ruder- und Segelschiffe angewiesen, wie wir sie auf dieser Ansicht aus den 1780-er Jahren vor dem Örtchen Gersau sehen. Die Reiseschriftsteller der Zeit beschrieben die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee als äusserst gefährlich und furchteinflössend. 

Johann Gottfried Ebel beruhigt die Touristen jedoch in der ersten Ausgabe seines berühmten Reiseführers: "Hat man aber ein nicht zu kleines Fahrzeug und gute, nicht besoffene Schiffsleute, so entgeht der Reisende glücklich den schwarzen Schlünden, die mit schäumender Wuth tausendmal sich öffnen. Die Schiffer, mit denen ich mehrmale diesen See befuhr, versicherten mich, dass wenn ein Unglück geschieht, es immer der Betrunkenheit der Steuerleute und der Rudrer zuzuschreiben sey." Vielleicht bestiegen die Menschen damals ein Schiff mit ähnlichen Gefühlen, wie wir sie heute vor einer Achterbahnfahrt empfinden.
 

Brunnen wurde als ein von Schiffen wimmelnder Ort beschrieben, der damals eher touristisch war und für einen längeren Aufenthalt empfohlen wurde. Reisende, die mit dem Schiff von Brunnen nach Flüelen fahren wollten, konnten ein grosses oder kleines Schiff mieten. Das grosse kostete Fr. 14 und bot sogar Platz für eine Kutsche, und das kleine kostete Fr. 9. Diese Kosten entsprechen einem heutigen Gegenwert zwischen CHF 135 bis 210. 

Ab 1865 reisten Reisende und Waren zwischen Brunnen und Flüelen nicht mehr über den Urnersee, sondern befuhren die neueröffnete Axenstrasse. Davor war diese Strecke nur auf mühsamen Säumerpfaden begehbar gewesen und der Transport auf dem Wasser viel billiger und schneller. Stete Steinschlaggefahr veranlassen bis heute zahlreiche Sperrungen der Strasse, die durch zahlreiche Galerien und Tunnels führt. In jüngster Zeit werden neue Umfahrungstunnels in Angriff genommen, die bis 2029 eröffnet sein sollen.

Flüelen diente auf der Gotthard-Route als Landeplatz aller im Kanton Uri ankommender Reisenden. Das Wirtshaus Zum weissen Kreuz galt als eines der vorzüglichsten im ganzen Land. Ein grosser Teil der Bevölkerung lebte von der Schifffahrt, die strengen Regeln der Schifffahrtsgesellschaft unterworfen war. 

Neben dem Postschiff, das auch Reisende von Flüelen nach Brunnen befördern durfte, existierte eine Schiffergesellschaft, die den Ury-Nauen am Montag früh nach Luzern und am Mittwoch zurück betrieb. Auf ihm wurden Waren und Personen transportiert, zu deren Schutz vor Wind und Regen in der Mitte des Schiffes ein Aufbau existierte. Der grosse Nauen wurde mit 9 Ruderern betrieben. Die Fahrt mit dem Nauen von Flüelen nach Luzern und in umgekehrter Richtung dauerte zwischen 8 und 10 Stunden - eine Strecke, die das seit 1838 auf dem See verkehrende Dampfschiff in nur noch 2 Stunden und 45 Minuten passierte.

1822 wurde die Pfaffensprung-Brücke verbreitert, um die Überquerung der Reuss mit Fuhrwerken zu ermöglichen. Genauso wurde bis 1830 auch die gesamte Gotthardroute von Flüelen bis Lugano ausgebaut, um sie fahrtüchtig zu machen und zur Konkurrenz der anderen Alpenpässe aufzuholen.

Im 19. Jahrhundert gab es zwei Wege, um nach Andermatt zu gelangen, die Route über den Gotthardpass und einen zweiten viel beschwerlicheren Weg, der von Andermatt nach Airolo führte. Letzterer war nur im Sommer begehbar.

Sowohl Ebel als auch Baedeker empfehlen in ihren Reiseführern, im Hotel Drei Könige zu wohnen. Dieses Hotel, das auch heute noch in Betrieb ist, bot auch die Möglichkeit, während dem Pferdewechsel dort zu speisen. Für das Abendessen und das Wechseln der Pferde musste man Fr. 3 (rund CHF 45), für die Übernachtung Fr. 1.50 (rund CHF 22.50) und für das Frühstück Fr. 1 (rund CHF 15) bezahlen. Heute liegt der niedrigste Preis für ein Einzelzimmer diesem Hotel bei ca. CHF 145.

Airolo ist das erste Dorf auf der Route, in dem Italienisch gesprochen wird. Johann Gottfried Ebel betont dazu, dass die Menschen im Tal jenseits von Airolo ein verdorbenes Italienisch sprechen würden. Da er ansonsten die schweizerischen Dialekte durchaus als Eigenheit des Landes kannte, wundert diese negative Beurteilung dieses Tessiner Dialektes. Die meisten Gastwirte auf der Gotthardroute waren aber durchaus in der Lage, sich auch auf Deutsch zu verständigen.

Vom Hospiz auf dem Pass bis nach Airolo benötigte man etwa 1.5 Stunden zu Fuss, doppelt so lang für den Aufstieg. In seinem Reiseführer empfahl Karl Baedeker nicht unbedingt Postkutschen, da diese nicht schneller fuhren.

Von der alten Strasse durch die Schlucht bei Stalvedro sind heute nur noch wenige sichtbare Spuren erhalten:
"Unter Brugnasco scheint ein vom Fusse des Tonjio vorspringender Hügel die Strasse zu sperren, aber sie zwängt sich dicht am Tessin durch die mahlerische Felsenkluft, Stretto die Stalvedro genannt, hindurch. Diese Schlucht ist beherrscht durch einen alten, schon Anno 774 von dem Lombarden-Könige Desiderio erbauten Thurme. Wie mancher zog, seit diese Mauern stehen, da noch froh und wohlgemuth vorüber, und fand kurz darauf beym Uebergang über den St. Gotthard, durch Frost, Lawinen oder Schneestürme seinen unerwarteten Tod!"

Das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS beschreibt das Teilstück der Strasse unter der Nummer TI 4.5.13. Es wird angenommen, dass der Verlauf der Strasse dem alten Maultierpfad folgte, der sogenannten Mulattiera Urana (Strada Urana). Von dieser Strasse sind Überreste auch in der Schlucht unterhalb von Dazio Grande zu beobachten.
 

Während die berühmte Gotthardpost erst ab 1835 ihren Betrieb aufnahm, boten private Fuhrleute ihre Dienste bereits bei Eröffnung der neuen Strasse 1830 an. Hier sehen wir eine zweiachsige Reisekutsche, die von vier Pferden gezogen wird und vielleicht Platz für acht Personen (inklusive Kutscher) bot. 

Die eigentliche Gotthardpost fuhr dann je nach Auslastung mit zwei oder fünf Pferden und konnte bis zu zehn Personen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 9 km/h transportieren. Ab 1842 fuhren diese zehnplätzigen Eilwagen, wie sie in den Reiseführern heissen, täglich zwischen Flüelen und Chiasso. 

Dabei dauerte die Reise rund 28 Stunden und führte an 15 Zollstationen vorbei. Und auf dem Gotthardhospiz mussten die Reisenden erst noch umsteigen, nämlich von der Urner auf die Tessiner Postkutsche, wobei natürlich auch sämtliches Reisegepäck umgeladen werden musste!
 

Johann Gottfried Ebel empfiehlt den Reisenden, im Gasthaus Zur Sonne zu übernachten, das gut und schön gelegen sei. Er betont, in Faido seien bereits nicht mehr alle Häuser mit Öfen zum Heizen ausgestattet, was etwas erstaunt in Anbetracht der harten Winter im Tal. Reisende, die von Faido nach Dazio oder umgekehrt reisten, mussten eine kleine Mautgebühr zahlen, da die ausgebaute Straße durch die Schlucht zwischen den beiden Orten ausserordentlich teuer gewesen war. 

Im Jahr 1863 fuhren Postkutschen zweimal täglich von Luzern über den St. Gotthard nach Bellinzona. Die Fahrt dauerte mit der Postkutsche 18 Stunden. Heute fährt ein Zug von Luzern nach Bellinzona durch den Gotthard-Basistunnel in nur 1 Stunde und 26 Minuten!

Bevor man nach Lugano kam, galt es, den Monte Ceneri zu überwinden. Zu Fuss war das nicht nur anstrengend, sondern man hatte sich auch gegen zahlreiche Strassenräuber zu wappnen, die sich – versteckt in hohlen Kastanienbäumen – unvermittelt auf die Reisenden stürzen konnten.

Hatte man in Chiasso die Grenze zu Österreich überquert, war man schon fast in Como. Die Lombardei gehörte zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Ansicht um 1822 nämlich zum Lombardo-Venezischen Königreich, das wiederum Teil des Kaiserreichs Österreich war. In Como trafen die Güter, welche von Norden her über den Splügenpass kamen, auf solche von der Gotthardroute. 

Die Stadt hatte ungefähr 20'000 Einwohner und war sowohl für ihre Sehenswürdigkeiten als auch für ihre pittoreske Lage am Südende des gleichnamigen Sees bekannt. Sie verfügte über eine blühende Seidenindustrie und stellte daneben eine besondere, schwarze Seife her. 1853 gab es einen täglich verkehrenden Omnibus, eine Kutsche mit zehn Plätzen, nach Lugano.