Teure Souvenirs - die Kleinmeister und ihr Publikum

«In ganz Europa berühmt»

Die Blätter in «Aberli’s Manier» waren eine europäische Erfolgsgeschichte. Sie waren die Souvenirs der Zeit schlechthin. An ihrer Verbreitung waren nicht nur die Künstler selbst beteiligt. Eine wichtige Rolle spielten die Kunstverleger, in deren Handlungen die Blätter zum Kauf angeboten wurden. Erfahren Sie mehr über das spannende Kapitel der Vermarktung der Werke der Kleinmeister.

Anonym nach Markus Dinkel, Marie Frutschi, La belle Chanteuse de Brienz, zirka 1821, kolorierte Umrissradierung.

Werbung

Die Werke der Kleinmeister wurden in der Schweiz und Deutschland annonciert, um sie einem breiten Publikum bekannt zu machen. Lesen Sie ein paar Zeilen aus der Besprechung der Berner Chaîne d’Alpes von Sigmund Gottlieb Studer in der Zeitschrift Museum für Künstler und für Kunstliebhaber und erfahren Sie dabei, wie für diese topographisch exakte und malerisch schöne Alpenansicht Werbung gemacht wurde.

Balthasar Anton Dunker nach Sigmund Gottlieb Studer, Chaîne d'Alpes vue depuis les environs de Berne, 1788, von Heinrich Rieter kolorierte Umrissradierung.

Standorte der Kunsthandlungen

Die Kleinmeister waren dort tätig, wo sie auf ihre Kundschaft trafen. Ein wichtiger Standort waren die grossen Städte.

Anonym nach Tobias Mayer, La Svisse, divisée en ses tréze Cantons, ses Alliez et ses Sujets, 1751, Kupferstich und Radierung, koloriert.

Stattliche Preise

Der Verkauf der Ansichten war für die Kleinmeister ein einträgliches Geschäft. Im späten 18. Jahrhundert wurden in Bern jährlich Ansichten im Wert von 25'000 bis 30'000 Schweizer Franken verkauft, womit sich die jährlichen Lebenshaltungskosten von zwanzig Familien decken liessen. Werfen Sie einen Blick in eine zeitgenössische Annonce und erfahren Sie mehr über die damaligen Preise für die Werke der Kleinmeister.

Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Zürich 1804–1805 (© ETH-Bibliothek Zürich).

Ausführliche Informationen

Neben dem Preis, Titel und kurzen, stichwortartigen Beschreibungen sind der Anzeige auch die Masse der Blätter zu entnehmen. Sie sind in Zoll angegeben. Einem Zoll entsprachen zirka 2,5 Zentimeter.

Johann Gottfried Ebel, Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, Zürich 1804–1805 (© ETH-Bibliothek Zürich).

Ein Blatt von Aberli oder ein Fünf-Gänge-Menü?

4 Livres de Suisse waren in der damaligen Zeit eine ordentliche Summe. Dafür gab es in einer Schweizer Gaststätte zwischen zwei und drei Mahlzeiten, bestehend aus «Suppe, drey Gänge Gerichte, Nachtisch und eine halbe Maas Tischwein» – in heutiger Zeit würde man von einem Fünf-Gänge-Menü sprechen.

Johann Ludwig Aberli, Dessiné sur les Remparts à Berne, nach 1780, kolorierte Umrissradierung.

Faktoren der Preisbildung

Das grossformatige Blatt Vûe du Chateau de Wimmis et des environs wurde im späten 18. Jahrhundert sogar zum Preis von 8 Livres de Suisse, also dem doppelten Preis des Blatts Dessiné sur les remparts à Berne, gehandelt. Das hing zum einen mit seinem Format zusammen – es war doppelt so gross wie die Aussicht von der Berner Schanze –, zum anderen aber auch damit, dass Heinrich Rieter es koloriert hatte. Er galt als derjenige, der Aberlis Erfindung substantiell verbessert habe.

Johann Ludwig Aberli, Vûe du Chateau de Wimmis et des environs, 1783/84, von Heinrich Rieter kolorierte Umrissradierung.

Bitte berühren!